Schöpfungsmythos und Naturwissenschaft

Bis zum Ende des Mittelalters zählte die Erde nicht zu den Planeten. Sie galt als zentraler Mittelpunkt.
Noch ältere Vorstellungen beschrieben die Erde als eine Art Insel umgeben vom einem bedrolichen Meer.
Das Himmelsgewölbe mit seinen Gestirnen überspannt diese Insel von Horizont zu Horizont.
In Genesis 1 und 2 aus dem 1. Buch Mose wird dieser Vorstellung Ausdruck verliehen.

Es kann aufschlussreich sein, die sechs Schöpfungstage von Genesis 1
zeiltlich maßstabsgerecht mit den etwa 4,5 Milliarden Jahren der Evolution ds Lebens zu betrachten.
Die Weltbilder zweier sehr unterschiedlicher Zeitepochen werden deutlich.


Weltbild der Babylonier

Der Schöpfungserzählung am Anfang der Bibel liegt das Weltbild der Babylonier zugrunde.



Die sehr lange Lerngeschiche des Lebens enthält in der Wechselbeziehung zur seiner Umwelt sowohl Fähigkeiten zur Anpassung an gegebene Verhältnisse als auch Kräfte zur Gestaltung dieser Umwelt. Die aktuelle Naturwissenschaft hat das Wunder der Schöpfung keinesfalls entzaubert. Unsere Welt des Lebens erscheint eher als ein noch größeres Wunder. Eigentlich ist gerade mit Blick auf die Summe aller naturwissenschftlichen Erkenntnisse Ehrfurcht vor der gestaltenden Kraft des Lebens geboten.

In einem Buch über physiologische Chemie lesen wir:
Man gelangt zu der Erkenntnis, dass die Natur ein perfekter Chemiker ist, denn sie nutzt die auf der Erde bestehenden Gegebenheiten zu einem Grade aus, die bisher im Labor noch nicht erreicht worden ist. Die Evolution der Naturstoffe, die den chemischen Lernprozess der Natur darstellt, hat Produkte hervorgebracht, die nach heutigem Erkenntnisstand optimal für ihre Aufgaben geeignet sind. (auch in Stoevesandt "Elemente des Lebens" S.64)

Überspitzt formuliert: Die Produkte aus den Labors des modernen Menschen erreichen noch längst nicht den Standard der optimalen Eignung.

Eigentlich kein Wunder bei der langen Zeit der Lernerfahrung der Natur. Dies müsste uns eigentlich zu einer größeren Bescheidenheit führen.

Die Schöpfung entzaubern kann eine fatale Neigung des Menschen zur Sebstüberschätzung, auch angeregt durch Genesis 1 Vers 28 "..und füllet die Erde, und machet sie euch untertan, und herrschet ...", gepaart mit den modernen naturwissenschaftlichen Kenntnissen. Wenn statt eines einfühlsamen, auf Nachhaltigkeit bedachten, bewahrenden Lebens der Menschen in und mit der Natur auf die Vermarktung der Detailkenntnisse, auf kurzfristigen Profit gesetzt wird, ist unsere Natur schon entzaubert und wird sie immer weiter zerstört.

Es wird überlebensnotwendig, das Staunen und die Ehrfurcht vor dem Leben (Albert Schweitzer) zu lernen.

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